In Neukölln – Britzer WeinKultur am langen Tag der StadtNatur
Mönche, Albrecht der Bär und das Urstromtal
Am langen Tag der StadtNatur hatte ich mich für eine Winzerführung der Britzer WeinKultur entschieden. Das Gelände der WeinKultur katapultiert einen vom Britzer Damm mal eben in eine Anbauregion in Süddeutschland. Unter Weinreben hielt Günter Röder vom Förderverein einen mit Anekdoten gespickten, sehr informativen Vortrag über die Geschichte des Weins in Berlin. Der Wein war durch hier ansässige Mönche schon vor der Gründung Berlins 1237 in der Region. Fürst Albrecht I., auch der Bär genannt, hatte dafür gesorgt. Angebaut wurde auf den Hängen rechts und links des Urstromtals, in dem Berlin seinen Ursprung hat, auf der Teltow- und der Barnim-Hochfläche (Prenzlauer Berg). ink zu Kokonuuer Text

Die Reben werden zum Schutz vor Mehltau mit Schwefel gespritzt, wie man hier schön an den hellen Flecken sieht. Pestizide kommen nicht zum Einsatz.
Cuvée
Nach dem Vortrag machten wir mit der 1. Vorsitzenden des Fördervereins, Elfriede Manteuffel, einen Rundgang durch die Weinberge (die heißen ungeachtet der Höhenmeter so, wie mir ein befreundeter Winzer verriet). In Britz werden Cuvées hergestellt, erfuhren wir. Der Rotwein basiert vor allem auf der Acolada-Traube, die aus den Sorten Dornfelder und Lemberger hervorging. Der Weißwein beruht auf der Traubensorte Ortega, die aus den Sorten Müller-Thurgau und Siegerrebe gezüchtet wurde.

In Britz wird seit 2002 wieder Wein angebaut. Auf einem Gelände von knapp 5.000 m² wachsen etwa 1.500 Weinreben.
Haben uns an diesem Tag das Kulturgut Britzer Wein nähergebracht: Elfriede Manteuffel und Günter Röder. Vielen Dank!

Der gemeinnützige Verein Agrarbörse Deutschland Ost e.V. hat sich 2016 um die Trägerschaft des Geländes beworben und den Zuschlag erhalten. Seitdem pachtet er das Grundstück für dieses Projekt. Er setzt sich für Umweltschutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Berlin ein.
Schnieke und Knorke
So heißen die beiden Weine der Britzer WeinKultur, denn die Bezeichnung „Berliner Wein“ darf laut Weingesetz nicht auf dem Etikett stehen.

Mehr als Wein
Die Britzer WeinKultur bietet aber mehr als Wein: Im kleinen Hofladen wird neben dem Wein auch Kunsthandwerk verkauft. An diesem Tag gab es neben Weinreben einen kleinen Kunstmarkt und Livemusik, zu der man sich auf der Wiese unterhalten konnte. Schnieke Catering-Köch:innen schenkten die Britzer Weine aus und bereiteten leckeres Essen zu. Knorke!
Außerdem finden bei der WeinKultur regelmäßig Führungen, Seminare, Tanzveranstaltungen und Lesungen statt. Am 16. September 2022 liest Autor Karlheinz Gaertner aus seinem neuen, noch nicht erschienen Buch „Drogenrausch“. Voraussichtlich wird er begleitet von „Jacky“, deren Geschichte in dem Buch beschrieben wird. Der ehemalige Polizeikommissar veranstaltet in Neukölln auch seine Stadtführung „Crime & Wein“.

„Nachtstreife“ von Karlheinz Gaertner, erschienen bei Orrell Füssli.


